Das Chorwerk „Carmina Burana“ feiert im Glücksburger Schlosshof eine umjubelte Premiere
Von Sabine Fleischmann
„Gewaltig”, „ganz, ganz toll”, „großartig”– so lauteten die Kommentare der 750 Besucher, die amFreitagabend die Premiere der „Carmina Burana“ imGlücksburger Schlosshof miterlebten. Dem begeisterten Applaus mit stehendenOvationen und Zugabewaren70Minutenvoller Liebe, Leid und Leben vorausgegangen. 70 Minuten, die unter dem Zeichen des Glücksrades derGöttin Fortuna standen. „Das Rad des Lebens dreht sich immer weiter, undmal sind wir oben auf und mal ganz unten”, leitete Dirigent und Gesamtleiter Ronald Balg das Konzert ein. Von diesem Auf und Ab des Lebens berichten die aus dem 11. und 12. Jahrhundert stammenden und in lateinischer Sprache geschriebenen Lieder aus dem bayerischen Kloster Benediktbeuern, besser bekannt als „Carmina Burana“. Weltberühmt wurden die Verse allerdings erst, als der Komponist Carl Orff 24 von ihnen als großes Chorwerk vertonte und 1937 aufführte. Ronald Balg wählte für diesen Abend die reduzierte Version mit kleinem Orchester, um„den großen Chor imMittelpunktzuhaben”, undstellte kurz seine 280 Sängerinnen und Sänger vor, die im Alter von vier bis 90 Jahren „wahrlich ein bunt gemischter Haufen” sind.
Seit März probten die Männer vom Grundhofer Gesangverein zusammen mit dem Kinder- und Jugendchor, dem Frauensingkreis, dem Projektchor Flensburg, dem FachhochschulchorFlensburg und dem Gospelchor aus Nordhackstedt. Unterstützt durch den freiberuflichen Stimmbildner und Sänger Kabir Bäter sind die Laiensängerzueinemstimmgewaltigen Großchor zusammen gewachsen, bei demes Balg und Bäter vor allem um „die Lebendigkeit der Musik und um die Freude geht und gar nicht so sehr um die Sauberkeit der Töne”. Kristallklare Töne warenallerdingsvondenSolisten zu hören, die ebenso wie die Musiker von den Staatsopern Hannover und Hamburg kamen.
Mit der Sopranistin und Gesangpädagogin Anne- Sophie Balg, dem Bariton Jonas Böhm und dem Tenor ZiadNehmestandenProfisauf der Glücksburger Bühne, die von den Pianistinnen Heinke Schulz und Marina Mitrovski sowie Lukas BöhmamSchlagwerk begleitetwurden. Inmittelalterliche Gewänder gehüllt, erfüllten die großen und kleinenSänger denSchlosshof mit lateinischenGesängen,die mit ihrer Intensität immer wieder für Gänsehaut- Momente sorgten. Im Schein der letzten Abendsonne lauschte das PublikumgebanntdenOrffschen Klängen, während eine Wildgans- Familie gemütlich am grünenUfer des Schlossteichs entlang watschelte. Idylle pur zwischen blühenden Rosen und malerischer Schloss- Kulisse – kein Wunder also, dass Balg und Bäter nach der Zugabe restlos glücklich und zufrieden waren. „Auch wenn die Bühne sehr viel kleiner als geplant war und wir den großen Chor in drei Blöcke aufstellen mussten, ist die Premiere doch gelungen”, urteiltensie. Siehoffen,denSchlosshof auchimnächstenJahrwieder in eineOpen-Air-Konzerthalle verwandeln zu können.
Dieser Artikel erschien am 24. Juni 2019 im Flensburger Tageblatt. ©2019 shz